Geschichte
   
  Eduard Spelterini (1852 - 1931) - ein kurzer Lebenslauf

Luftfahrtpionier und Ballonkapitän Eduard Spelterini, (urspr. Eduard Schweizer) wurde am 2. Juni 1852 im sogenannten Neuhaus im sanktgallischen Bazenheid (Toggenburg) geboren.
   

  Er verlebte einen Teil seiner Jugend in Oberitalien, in der Provinz Como nahe der Tessiner Grenze, wo sein Vater ein grösseres Bauerngut bewirtschaftete. So kam es, dass der kleine Edi die Schulen von Lugano besuchte.

Er war musikalisch sehr begabt und hatte eine so wunderschöne Stimme, dass er sich am Konservatorium in Paris einschrieb und drei Jahre lang Gesangsunterricht nahm.

Die Folgen einer Lungenentzündung nötigten den jungen Mann zu einem Kuraufenthalt im Süden Frankreichs. Da sah er in Marseille den ersten Ballon.
Als ein Passagier, in Anbetracht der wenig einladenden Witterungsverhältnisse es mit der Angst zu tun bekam und auf die Mitfahrt verzichtete, bot sich dem jungen Mann die unerwartete Gelegenheit zu einem ersten Ballonflug.

Spelterini war von dieser Fahrt so beeindruckt, dass er sich am Konservatorium abmeldete und sich umgehend an der Pariser Luftfahrtakademie, der 'Académie des aérostatiers' immatrikulierte.

Seinen ersten Aufstieg wagte Spelterini im Jahre 1880, seinen letzten Flug absolvierte er 1926. Militärakademien und Kriegsschulen verpflichteten ihn zur Leitung von Luftfahrtkursen. In den folgenden Jahren machte der Luftschiff-kapitän 570 Fahrten mit zusammen 1237 Fahrgästen. Unter diesen waren Gelehrte, Künstler, Staatsmänner, Generäle, Fürsten, Industrielle, Redaktoren etc.
     
 
1893 begann er mit photographischen Aufnahmen aus dem Ballonkorb, veranstaltete vielbesuchte Lichtbildervorträge und wurde nun erst recht populär.

Er wurde zum bedeutendsten Ballonflieger und Fotograf seiner Zeit.
 
     
Seine Bildersammlung "Ueber den Wolken" fand Bewunderung. Er hielt über 500 Vorträge (unter anderem auch als "Werbefachmann" für die Arth-Rigi-Bahn!) und beherrschte vier Sprachen.

Das von seinen künstlerischen Ambitionen herrührende klangvolle Pseudonym Spelterini ist ihm aber Zeit seines Lebens geblieben. Berühmt wurden vor allem seine sieben pionierhaften Alpenüberquerungen im Gasballon. Er startete nicht nur in der Schweiz, sondern in vielen andern Ländern: Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Dänemark, Polen, Russland, Bulgarien, Ägypten, Türkei und gar Südafrika.

Seine Flüge dienten auch wissenschaftlichen Zwecken: Physiker, Biologen, Mediziner und Geographen hatten gleichermassen Interesse an diesem neuartigen Fortbewegungsmittel für ihre Forschungsprojekte. 1914 liess sich Spelterini in der Nähe von Bamberg nieder.

Mit seinem Selbstvertrauen und seinem Mut meisterte er auch die kritischsten Situationen. 1925 wurde er zum Ehrenmitglied des Aéro-Club Royal de Belgique und 1926 zu dem des Aero-Clubs der Schweiz ernannt. Trotz seiner Berühmt-heit, die er im Laufe seiner langen Tätigkeit erlangt hatte, lebte er die letzten Jahre seines Lebens einsam und vergessen.

Gestorben ist er am 16. Juni 1931 in Vöcklabruck (Oberösterreich). 1932 wurde in Bazenheid eine Spelterini-Feier gehalten und bei diesem Anlasse eine Gedenktafel enthüllt. 1934 erhielt Spelterini auch auf dem Friedhof von Vöcklabruck ein Denkmal, gestiftet von seiner Schweizer Heimatgemeinde Bazenheid und von seinen Schweizer Freunden.
     
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